Unterwegs

Bevor man in die Ortschaft reinkommt, liegen rundum Wiesen, Äcker, Wald, dahinter ist alles Weinberge. So einen abrupten Wechsel hab ich ja auch noch nicht gesehen, sehr interessant. Da war ich diese Woche. Im Ortskern alteingesessene Weinstuben. Gelegentlich schaue ich ja, wo man sonst noch so wohnen könnte. Da zum Beispiel.

Nach der Veranstaltung („Es gibt Interessanteres als Geld“) beschloss ich trotz Regens das nahe gelegene Städtchen anzusehen. Ich parkte etwas entfernt vom Zentrum, da wo gerade ein Platz frei war. Gegenüber befand sich ein Juwelier. Das war doch eines dieser Provinznester mit einem der wenigen verbliebenen TB-Händler. Eine kurze Googelei ergab: es war genau der. Das ist sozusagen Fügung, da kann ich nun wirklich nichts für.

Zuerst aber ein Spaziergang ins Zentrum. Knuffige kleine Innenstadt mit so gut wie keinem Leerstand, eine Eisbahn, die heftig frequentiert wurde, neben einer Kirche. Diese war wie erwartet sehr schön, zugleich schlicht und pompös. Sowas geht nur in Bayern. Nachdem ich zwei Kerzen angezündet und mich ein paar Schritte entfernt hatte, nahm eine ältere Frau eine Kerze, sie fiel ihr aus der Hand und rollte weg. Als ich sie aufhob und ihr reichte, sagte sie „Danke, Sie sind ein Schatz!“, „Keine Ursache.“, „Gott segne Sie! Ich kann mich doch so schlecht bücken.“. Gott segne Sie hat mich nachhaltig beeindruckt. Das hat ja noch nie jemand zu mir gesagt. (Nur in Bayern.)

Immer noch beschwingt von Gottes Segen betrat ich den Beadstore und erlebte die nächste Premiere, nein, zwei. Ein Herr suchte ein Geschenk für seine Frau und wollte sich die Beads anschauen (Nr 1). Und mir wurden die Neuheiten vor der Nase weggezogen (Nr 2). Egal, da war sowieso nichts für mich dabei gewesen, aber: außer mir interessiert sich noch jemand für die Dinger?! Dann suchte er auch noch zielsicher den einzigen Critter-Ooak aus und mir widerfuhr die nächste Beeindruckung. Ich war versucht, den Mondstein zu kaufen, aber er war schlechter als der, den ich bestellt und zurückgeschickt hatte, es war aber auch der Stein, der mir als erstes ins Auge fiel und mich immer wieder anzog. (Kauf immer das, was Dich anspringt!) Kann man aber einen Stein nochmal kaufen, den man schon mal hatte, aber halt doch nicht mehr, denn auch der ging ja bei der Post verloren? Auf gar keinen Fall! Aus Prinzip nicht. Und, das schreib ich jetzt, um mich back on track zu bringen: zur selben Zeit verschwand die Sendung vom Ernesto, ein Novum bei Hermes, mit dem ich dann zwei Monate rummachte, bis die Rückzahlung kam – immerhin gab’s eine und auch nur weil Hermes – und was alles zu dem Entschluss führte, überhaupt keine Beads mehr zu kaufen. Gar keins. Und am allerwenigsten im Netz. Vor drei Monaten. Ich nahm einen runden Labra, eins ist quasi keins und sie hatten wirklich eine riesige Auswahl. Seitdem geht mir durch den Kopf, was ich alles habe liegen lassen. Sie hatten halt auch Sachen, die es selbst im Netz nicht mehr gibt. Und wann ich wohl wieder in die Gegend kommen könnte?